VNL zur LSR-Forderung nach Absage aller Abschlussprüfungen
Zur Forderung des Niedersächsischen Landesschülerrates, generell alle allgemeinbildenden Abschlussprüfungen im Schuljahr 2020/21 abzusagen, erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR:
„Wir haben Verständnis für die nicht einfache, vielfach unbefriedigende Situation unserer Schülerinnen und Schüler in dieser Pandemiezeit, können aber die Forderung nach einer generellen Absage aller Abschlussprüfungen nicht unterstützen.
Bevor Niedersachsen Entscheidungen zu den Abschlüssen an Gymnasien und den Abschlussklassen im Sekundar-I-Bereich trifft, müssen auf alle Fälle bundesweit gemeinsame Regelungen getroffen werden, damit die Schülerinnen und Schüler keine Nachteile erleiden. Es muss unbedingt vermieden werden, dass es sich bei den Abschlüssen in diesem Schuljahr um „Notabschlüsse“ handelt, die später nicht als gleichwertig zu den bisherigen Abschlüssen angesehen werden.
Deshalb unterstützen wir den LSR in seiner Forderung, dass Kultusminister Grant Hendrik Tonne noch in diesem Monat allen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften Klarheit verschaffen muss, wie die Abschlussprüfungen an unseren Schulen durchgeführt werden sollen. Dabei ist zu beachten, dass die Kultusministerkonferenz jetzt umgehend zusammentreten und einheitliche Lösungen erarbeiten und verbindlich vereinbaren muss. Diese Regelungen zu den Abschlüssen müssen von allen Ländern anerkannt werden. Sollte die KMK wieder einmal dazu nicht in der Lage sein, muss ernsthaft über die Sinnhaftigkeit und Existenzberechtigung dieser Institution nachgedacht werden.
Die Abschlussarbeiten im Sekundar-I-Bereich sollten aus unserer Sicht dezentral durchgeführt werden. Die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen sind unterschiedlich stark von den Coronaeinschränkungen betroffen. Den Schulen muss daher die Möglichkeit gegeben werden, passgenaue Überprüfungen aus einem vom Kultusministerium bereitgestellten Aufgabenpool zusammenstellen zu können. Die Lehrkräfte vor Ort kennen ihre Schülerinnen und Schüler am besten und können verantwortungsvoll fachangemessene und situationsbezogene Prüfungsarbeiten zusammenstellen.
Die Schülerinnen und Schüler dürfen auf keinem Fall die Leidtragenden der getroffenen Coronaeinschränkungen werden. Sie haben schon genug Belastungen ertragen müssen.“