VNL zur inklusiven Schule

VNL zur inklusiven Schule

  • Mangel an Lehrkräften und Unterstützungspersonal behindert erfolgreiche Umsetzung von Inklusion
  • Beibehaltung der Förderschule „Lernen“ nach derzeitigem Stand sinnvoll und notwendig

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte – VNL sieht die Umsetzung einer gelingenden Inklusion durch den eklatanten Mangel an Lehrkräften und Unterstützungspersonal behindert und spricht sich für ein Fortbestehen der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen ab Jahrgangsstufe 5 über das Schuljahr 2022/23 hinweg aus.

Torsten Neumann, VNL-Landesvorsitzender führt dazu aus: „Seit 2013 ist jede Schule in Niedersachsen eine inklusive Schule und seit nunmehr 9 Jahren läuft die Inklusion in Niedersachsen an vielen Schulen noch immer nicht rund, trotz zahlreicher Initiativen. Das Hauptproblem ist von Anfang an die unzureichende personelle Ausstattung der Schulen. Es fehlen nicht nur ausgebildete Fachkräfte für Förderschulpädagogik, es fehlt an vielen Schulen eine ausreichende Anzahl von Lehrkräften überhaupt. Der Lehrkräftemangel ist ein so großes Problem, dass dadurch die Umsetzung der Inklusion mittlerweile seit Jahren erheblich erschwert wird. Auch gibt es noch immer nicht genügend multiprofessionelle Teams, trotz vollmundiger Ankündigungen. Dabei benötigt Inklusion Unterstützungspersonal in großer Anzahl, wenn man allen Schülerinnen und Schülern gerecht werden will. Die Pandemiezeit hat die Probleme gerade bei den inklusiv beschulten Schülerinnen und Schülern besonders deutlich offengelegt.“

Der vor 9 Jahren gefasste Beschluss, mit der Umwandlung aller niedersächsischen Schulen in inklusive Schulen die Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen ab Klasse 5 auslaufen zu lassen, war theoretisch richtig. Zu Beginn der letzten Legislaturperiode wurde dieser Beschluss aus gutem Grund noch einmal revidiert, da die Rahmenbedingungen damals noch immer nicht überall gegeben waren, diese Förderschulen gänzlich schließen zu können. Einige Schulen, in deren Bereich die Förderschule „Lernen“ bereits vom Schulträger geschlossen worden war, haben daraufhin erfolgreich Lerngruppen gebildet, in denen diese Schülerinnen und Schüler besonders gefördert werden.

Die Praxis hat gezeigt, dass auch jetzt noch nicht alle Schülerinnen und Schüler mit festgestelltem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf mit den Bedingungen einer inklusiven Schule zurechtkommen. Neben dem besonders an den nicht-gymnasialen Schulformen im Sekundar-I-Bereich vorherrschenden Lehrkräftemangel erschweren auch die Rahmenbedingungen wie zu große Klassen eine erfolgreiche Beschulung dieser Schülerinnen und Schüler. Deshalb sollte es vorerst weiterhin möglich sein, ein Kind ab Klasse 5 an einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen anzumelden.

Neumann abschließend: „Ziel muss weiterhin sein, dass die Bedingungen für die Umsetzung einer gelingenden Inklusion nach so langer Zeit endlich geschaffen werden. Neben mehr qualifiziertem Personal wie genügend Förderschullehrkräften und multiprofessionellen Teams bedarf es einer effektiveren Lehrkräftefortbildung. Die Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren Inklusive Schule (RZI) sind weiter zu stärken. Eine ehrliche Bestandsaufnahme, wo die einzelnen Schulen aus Sicht der Inklusion wirklich stehen, ist notwendig und könnte dann hilfreich sein, wenn aus den gewonnenen Erkenntnissen auch die Konsequenzen gezogen würden.

Eines aber muss jedem klar sein: Inklusion zum Nulltarif wird es nicht geben. Es wird noch ein langer, nicht immer gerader und bequemer Weg sein, Inklusion zum Wohle aller wirklich umzusetzen. Dazu braucht es keine Sonntagsreden, die Schulen müssen wirklich tatkräftig unterstützt und gefördert werden. Inklusion ist eine Frage der Haltung!“

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