VNL zu den Folgen des Lehrkräftemangels in Niedersachsen
- Erhöhter Krankenstand der Lehrkräfte durch Überbelastung
- Vertretungsreserve zur Sicherung der Unterrichtsversorgung nötig
- Attraktivere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte nötig
Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) sorgt sich wegen des eklatanten Lehrkräftemangels in Niedersachsen um die Gesundheit aller an Schule Beteiligten. „Unsere Lehrkräfte arbeiten nicht nur am Limit, sondern immer häufiger über dem Limit, damit Schule laufen kann. Das hat Folgen: Immer mehr Lehrkräfte erkranken und fallen aus. Zusätzlicher Unterrichtsausfall zur bereits schlechten Unterrichtsversorgung an vielen Schulen macht sowohl das Unterrichten für die verbliebenen Lehrkräfte als auch das Lernen für die Schülerinnen und Schüler immer schwerer“, so Torsten Neumann, VNL-Landesvorsitzender.
Im Vergleich vom Schuljahr 2019/2020 zum Schuljahr 2021/2022 ist der Krankenstand der Lehrkräfte nach Angaben des Kultusministeriums drastisch gestiegen. So stieg der Krankenstand in diesem Zeitraum im Bereich der Grundschule um mehr als 48 Prozent, im Bereich der Oberschule um mehr als 81 Prozent und im Bereich der Gymnasien um mehr als 87 Prozent. Das geht aus einer Antwort des Kultusministers auf eine Kleine Anfrage der CDU hervor. „Dieser Trend muss dringend durch geeignete Maßnahmen gestoppt werden, und zwar zeitnah, nicht erst in 10 Jahren, wenn sich der Lehrkräftemangel dann eventuell aufgelöst haben wird“, so Neumann weiter.
Der VNL fordert deshalb neben grundsätzlichen Entlastungen der Lehrkräfte attraktivere Bedingungen für die Lehrkräfte, die bereit und auch noch dazu in der Lage sind, ihr Stundendeputat zu erhöhen. Bürokratische Hürden für eine Weiterbeschäftigung über die Pensionierungsgrenze hinaus müssen abgebaut werden. Grundsätzlich bedarf es verstärkt der Unterstützung durch multiprofessionelle Teams in den Schulen, und zwar umgehend und unbürokratisch. „Unsere Schulen brauchen zudem dringend eine Vertretungsreserve für außerplanmäßige Ausfälle, damit Fälle wie in Wiefelstede vermieden werden können. Eine auf dem Papier stehende Unterrichtsversorgung von 100 Prozent reicht noch lange nicht aus, den gesamten Unterricht abzudecken“, erklärt Neumann.
Umgehend ist jedoch eine Maßnahme von großer Bedeutung, die von der Landesregierung zwar angedacht, aber noch immer nicht umgesetzt worden ist: Der Lehrkräfteberuf muss durch die Anhebung der Besoldung auf mindestens A13 für alle Lehrkräfte endlich attraktiver gemacht werden. Niedersachsen braucht dringendst neue Lehrkräfte, die aber wegen der schlechten Besoldung in die Bundesländer wechseln, die ihre Lehrkräfte bereits nach A13 besolden. Außerdem gebietet „A13 für alle“ auch die Wertschätzung aller im Dienst befindlichen Lehrkräfte, „A13 für alle“ muss so schnell als möglich kommen.
Neumann abschließend: „Der eklatante Lehrkräftemangel belastet unsere Schulen über Gebühr. Wir erwarten von Kultusministerin Julia Willie Hamburg konkrete Maßnahmen. Das für März avisierte Gespräch mit ihr und den Expertinnen und Experten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK und des IQB sowie den Bildungsverbänden wird hoffentlich zu entsprechenden Lösungen führen. Es darf nicht wieder nur zu Ankündigungen kommen, die haben wir lang genug gehört.“