VNL zu den Ankündigungen des Kultusministers zum neuen Schuljahr
- Mangelhafte Personalplanung mitverantwortlich für eklatanten Lehrkräftemangel
- Bessere Unterrichtsversorgung insbesondere an den nicht-gymnasialen Schulformen bleibt Wunschdenken des Kultusministers
Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte – VNL sieht in der mangelhaften Personalplanung einen Hauptgrund für den eklatanten Lehrkräftemangel zum neuen Schuljahr 2022/2023. „Dass die Schülerzahlen steigen werden, wenn mehr Kinder geboren werden, muss eigentlich allen klar sein. Der deutliche Anstieg der Geburten ab 2014 mit seinen Folgen für die Zukunft hätte alle, die Personalplanung zu verantworten haben, tätig werden lassen müssen. Das ist aber leider nicht zur Genüge geschehen. Jetzt zu jammern, dass dadurch die Unterrichtsversorgung an unseren Schulen leiden muss, zeigt nicht von größter Professionalität. Es ist seitdem immer nur auf Sicht gefahren worden. Dass dann noch unverhofft Belastungen durch Geflüchtete aus der Ukraine hinzukommen, erschwert natürlich die Situation weiter. Es bedarf dringend einer bedarfsorientierten längerfristigen Personalplanung, nicht nur von Jahr zu Jahr“, fordert Torsten Neumann, VNL-Landesvorsitzender.
Seit Jahren muss der VNL zu Beginn eines jeden neuen Schuljahres auf die nicht ausreichende Versorgung mit Lehrkräften hinweisen. Gerade an den nicht-gymnasialen Schulformen wie Ober-, Real- und Hauptschulen, aber auch an den Grundschulen fehlen zum Schuljahresbeginn noch immer Lehrkräfte, so dass es an vielen Schulen nicht nur zu Unterrichtsausfällen, sondern auch zur Streichung des Ganztagsangebotes oder der dringend notwendigen Fördermaßnahmen kommen wird. Das von Kultusminister Grant Hendrik Tonne initiierte „Lehrkräfte-Gewinnungspaket“ hat zum Schuljahresbeginn nicht so gegriffen, wie es nötig gewesen wäre, um die Situation spürbar zu verbessern. Das heute angekündigte „weitere Personalverstärkungspaket“ wird den Lehrkräftemangel auch nicht spürbar senken, es fehlen mittlerweile die Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt.
Dem VNL fehlen konkrete Maßnahmen, wie die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte an unseren Schulen spürbar gesenkt werden kann. Das angekündigte Unterstützungspersonal kommt auch nur schleppend an die Schulen. Von der dringend notwendigen Vertretungsreserve für alle Schulen ist von Seiten des Kultusministers nichts zu hören oder zu lesen. „Es ist nicht verwunderlich, dass in Teilzeit unterrichtende Lehrkräfte ihr Stundendeputat nicht erhöhen. Alle Lehrkräfte arbeiten bereits oftmals schon über dem Limit“, so Neumann.
Der VNL sieht weiterhin die unmittelbar nach den Sommerferien startende freiwillige Corona-Testphase sehr kritisch. Diese wird durch die Freiwilligkeit ihren Zweck verfehlen. Ungelöst bleiben auch die Maßnahmen, wie in den Schulen der zu erwartenden Energiekrise im Winter begegnet werden soll.
„Die angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung werden wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirken. Von den anvisierten 98,5 Prozent Unterrichtsversorgung werden die meisten nicht-gymnasialen Schulformen nur träumen können, es bleibt ein Wunschdenken des Kultusministers. Das neue Schuljahr ist wiederum ein sehr herausforderndes und wird von allen an Schule Beteiligten sehr viel abverlangen“, so Neumann abschließend.