VNL-Statement zur schrittweisen Wiedereröffnung der Schulen

VNL-Statement zur schrittweisen Wiedereröffnung der Schulen

Zur heute (16.04.2020) bekanntgegebenen schrittweisen Wiedereröffnung der Schulen erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR:

„Der geplanten Öffnung der Schulen in Niedersachsen für die Abschlussjahrgänge der Ober-, Real-, Haupt- und Förderschulen sowie der Gymnasien bereits zum 27. April 2020 sehen wir sehr kritisch. Einerseits ist es zu begrüßen, wenn die Schülerinnen und Schüler dadurch noch Zeit zur Vorbereitung auf die Prüfungen erhalten, andererseits gibt es noch große Fragezeichen zur realen Umsetzung.

Die zum Schutz von allen in der wiedereröffneten Schule notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen lassen sich beim besten Willen in dieser kurzen Zeit kaum verwirklichen. Es gibt Schulen, die in den Klassenzimmern gar keine Waschbecken mehr haben. Von warmen Wasser selbst auf Toiletten können die meisten Schulen nur träumen. Der sanitäre Zustand lässt ebenfalls oftmals zu wünschen übrig, so schnell kann kein Schulträger in Niedersachsen die sanitären Anlagen sanieren oder ergänzen.

In Deutschland gibt es schon seit längerem keine wirksamen Schutzmasken und Desinfektionsmittel in ausreichender Zahl. Wie sollen diese dringend benötigten Mittel dann gerade für Schulen in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen? Das alles auch wird der angekündigte Musterhygieneplan nicht lösen können.

Viele Schulen werden spätestens am 4. Mai, aber teilweise auch bereits am 27. April sowohl personelle wie auch räumliche Probleme haben. Wenn die jeweiligen Klassen – vollkommen zu Recht – aufgeteilt werden, benötigen die Schulen entsprechende Räumlichkeiten in ausreichender Zahl sowie die passenden Lehrkräfte dazu. Es gibt aber nicht an jeder Schule ausreichend Fachlehrer für den Unterricht parallel. Ein Unterricht in Schichten wird das Problem auch nicht zufriedenstellend lösen können.

Die ab 22. April geltende Pflicht der Schülerinnen und Schüler zum „Home Learning“ wird dort Probleme bringen, wo die Schülerinnen und Schüler nicht in der komfortablen Situation sind, einen eigenen Arbeitsplatz und/oder Internetzugang zur Verfügung haben. Das trifft nicht nur auf Familien unter schwierigen sozioökonomischen Bedingungen, sondern auch auf alle Familien zu, deren Erziehungsberichtigte selbst in Homeoffice einen Arbeitsplatz und/oder Computerzugang nutzen müssen. Hier droht nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Ungleichheit.

Wir werden Kultusminister Grant Hendrik Tonne gerne in seinen Bemühungen weiterhin unterstützen, warnen aber vor letztlich doch zu schnellen, nicht an allen Schulen einfach umsetzbaren Maßnahmen. Es sollte nicht gelten, wer zuerst den Schulbetrieb wieder aufnimmt, der ist dann Primus unter den bundesdeutschen Kultusministern. Vorrang muss die Gesundheit aller haben, die der Lehrkräfte wie der Schülerinnen und Schüler, und letztlich damit auch der gesamten Gesellschaft. Es darf auf keinen Fall zu Rückschlägen kommen.“

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