VNL - Statement zur Neugestaltung der Lehrkräfteausbildung
- Mit dem ‚Lehramt der Sekundarstufe I‘ zur Einheitslehrkraft?
- Kein großer Wurf zur Behebung der bestehenden Misere im Bildungswesen
Das Vorhaben von Rot-Grün, die Lehrkräfteausbildung in Niedersachsen neuzugestalten, kommentiert Torsten Neumann, Vorsitzender des VNL – Verband Niedersächsischer Lehrkräfte, wie folgt:
„Die Fraktionen von SPD und Grünen wollen mit ihrem im Niedersächsischen Landtag eingebrachten Entschließungsantrag die Lehrkräfteausbildung neu gestalten. Ziel ist es demnach, den Beruf attraktiver zu machen, um den Lehrkräftemangel zu beheben und die Qualität von Schule zu stärken. Das ist zweifelsohne eine löbliche Absicht, jedoch wird das mit den geplanten Maßnahmen nicht erreicht werden.
Die geplante Zusammenlegung des Lehramtes an Haupt- und Realschulen zu einem neu zu schaffenden „Lehramt der Sekundarstufe I“ wird weder Fortschritt noch Vorteile bringen, im Gegenteil. Eine Attraktivitätssteigerung ist nicht zu erkennen. Weshalb sollen Studierende gerade das Lehramt der Sekundarstufe I wählen? Schon jetzt ist es mit der Befähigung des Lehramtes an Haupt- und Realschulen möglich, an den nicht-gymnasialen Schulformen im Sekundar-I-Bereich zu unterrichten. Wir sehen mit der Einführung des ‚Lehramts der Sekundarstufe I‘ einen Schritt in Richtung Stufenlehrkraft, die für den Unterricht der Klassen 5 bis 10 an allen Schulformen, auch am Gymnasium, eingesetzt werden können. Wir brauchen jedoch keine Einheitslehrkraft, jede Schulform hat ihr eigenes Profil.
Ein erhöhter Praxisanteil für alle Lehrämter bereits während des Studiums ist ein sehr wichtiger Schritt, der unbedingt weiterverfolgt und verstärkt werden muss. Dieser muss konsequent umgesetzt werden. Hier liegt jedoch die Verantwortung vornehmlich im Bereich des Wissenschaftsministeriums. Zum anderen ist es dringend geboten, für mehr Entlastung der Lehrkräfte an den Schulen vor Ort zu sorgen, die den Studierenden während ihrer Betreuung die Praxis näher bringen.
Beim Lesen des rot-grünen Antrags fällt auf, dass vorwiegend geprüft werden soll. Wichtig ist aber auch, dass es nicht bei der Prüfung bleiben wird, sondern auch gehandelt wird. Ankündigungen sind bislang genug erfolgt, was fehlt ist die Umsetzung in die Realität. Insgesamt ist dieser Antrag kein großer Wurf, der unsere Schulen voranbringen wird und die Bildungsmisere beheben wird. Schade!“