VNL-Statement zur miserablen Unterrichtsversorgung in Niedersachsen
Unterrichtsversorgung an den nicht-gymnasialen Schulformen mit durchschnittlich knapp 93,2 Prozent noch schlechter als befürchtet
Die Ausführungen der Kultusministerin zum 2. Schulhalbjahr 2022/2023 kommentiert Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL, wie folgt:
„Auch wenn wir im Vorfeld bereits wussten, dass die Unterrichtsversorgung in diesem Schuljahr ein weiteres Mal schlecht sein wird, sind wir über die heute von Kultusministerin Julia Willie Hamburg bekanntgegebenen Zahlen zur Unterrichtsversorgung schlichtweg entsetzt. Es sind seit über zwanzig Jahren die schlechtesten Werte.
Unsere Befürchtungen, dass die Unterrichtsversorgung an den nicht-gymnasialen Schulformen im Sekundar-I-Bereich schlecht sein wird, sind leider wieder einmal übertroffen worden. Mit einer durchschnittlichen Unterrichtsversorgung von knapp 93,2 Prozent ist die Unterrichtsversorgung an vielen dieser Schulen katastrophal. Hier muss dringend schnellstens nachgesteuert werden, denn es geht schlichtweg um die Bildungschancen einer ganzen Generation.
Dass so viele der ausgeschriebenen Stellen an den Ober-, Real-, Haupt-, Gesamt- und Förderschulen nicht besetzt werden konnten, hat verschiedene Gründe, die auch frühere Landesregierungen zu verantworten haben. Eine Möglichkeit, die Misere zu beheben, kennt auch die rot-grüne Landesregierung, und zwar die umgehende Anhebung der Besoldung aller Lehrkräfte auf mindestens A13. Niedersachsen gehört zu den letzten Bundesländern, die seine Lehrkräfte an den nicht-gymnasialen Schulformen noch mit A12 besoldet. Dieses wichtige Vorhaben darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden. Der angestrebte Einstieg im Jahr 2024 ist zwar schon fast zu spät, muss jetzt aber wirklich erfolgen. Je länger gewartet wird, desto mehr wird der Standort Niedersachsen geschwächt und für neue Lehrkräfte unattraktiver. Es geht kein Weg daran vorbei, A13 muss so schnell als möglich kommen.
Es fehlen noch immer wirkungsvolle Maßnahmen zur Entlastung der über Gebühr belasteten Lehrkräfte. Der nunmehr angestoßene Einsatz von Verwaltungsassistenten an Schulen mag richtig sein, entlastet jedoch für die nächsten Jahre nur 25 von 2.545 allgemein bildenden Schulen, also lediglich knapp 1 Prozent. Die zügige Bildung von multiprofessionalen Teams oder der Wegfall von bürokratischen Aufgaben wären zweifelsohne eine größere Entlastung für die Lehrkräfte.
Das unselige Abordnungskarrusell muss sich angesichts der desolaten Unterrichtsversorgung auch wieder drehen, sehr zu Lasten der Lehrkräfte und sowohl der abgebenden als auch der aufnehmenden Schulen. Unproduktive Unruhe ist vorprogrammiert, die Belastung der betroffenen Lehrkräfte steigt einmal mehr.
Auch wenn Kultusministerin Julia Willie Hamburg als Reala den Ernst der Lage erkannt und eingeschätzt hat, muss sie jedoch jetzt dafür sorgen, zeitnahe Konsequenzen zu ziehen, um der Bildungsmisere entschieden entgegenzutreten. Wie heißt es so schön: Nicht an ihren Worten, sondern ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“