VNL-Statement zur "Flexibilisierungsoffensive"

VNL-Statement zur "Flexibilisierungsoffensive"

Zur am 25.03.2022 vom Kultusminister vorgestellten Flexibilisierungsoffensive zur Beschulung geflüchteter Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL:

„Die heute von Kultusminister Grant Hendrik Tonne vorgestellte „Flexibilisierungsoffensive“ ist gut gemeint und ein erster konkreter Ansatz der angekündigten Hilfen von Seiten des Kultusministeriums. Sie ist aber noch nicht die große Hilfe, die unsere Schulen zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben benötigen.  

Ein großes Problem ist und bleibt der Lehrkräftemangel an vielen unserer Schulen. Ebenso fehlt an den meisten Schulen das nötige Unterstützungspersonal. Gerade im Sekundarbereich I haben die wenigsten Schulen Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Beispiel die geflüchteten Schülerinnen und Schüler beaufsichtigen könnten. Ob sich wirklich genügend pensionierte Lehrkräfte und Studierende melden werden, sei dahingestellt. Das genannte Portal zur Bewerbung von „aus der Ukraine stammende Lehrkräfte oder Personen mit einer pädagogisch-erzieherischen Ausbildung und Interesse an einer schulischen Tätigkeit“ wird erst „in Kürze“ freigeschaltet.

Durch die steigende Aufnahme der geflüchteten Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen wird es über kurz oder lang zu erheblichen Problemen bei der Klassengröße kommen. Die Schülerhöchstzahlen werden unweigerlich überschritten werden. Das ist eine kaum hinnehmbare weitere Belastung für unsere Lehrkräfte, die bereits durch Corona überbelastet sind. Eine gleichmäßige Verteilung auf alle in Frage kommenden Schulen kann im städtischen Bereich vielleicht noch gelingen, im ländlichen Bereich wird das nur schwer möglich sein.

Die Einbeziehung der digitalisierten ukrainischen Medien bei der Beschulung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen wird durch die immer noch unzureichende digitale Ausstattung vieler unserer Schulen erschwert, das Problem besteht schon seit längerem und harrt noch immer der Lösung.

Wir brauchen weiterhin rasche Unterstützung. Die Flexibilisierungsoffensive mag ein erster Schritt sein, ist jedoch noch nicht ausreichend. Es holen uns all die Probleme wieder ein, die schon seit vielen Jahren bestehen. Die Schulen werden sich weiterhin den Herausforderungen stellen, aber irgendwann droht der Kollaps, wenn nicht umgehend gehandelt wird. Unsere Schulen brauchen Entlastungen durch konkrete Unterstützung.“

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