VNL - Statement zum 2. Schulhalbjahr 2024/2025

VNL - Statement zum 2. Schulhalbjahr 2024/2025

  • Unterrichtsversorgung an den nicht-gymnasialen Schulformen mit durchschnittlich 93,5 Prozent weiterhin deutlich schlechter als der Gesamtdurchschnitt
  • Unterrichtsversorgung muss in der Verantwortung des Kultusministeriums bleiben

Die Ausführungen der Kultusministerin zum 2. Schulhalbjahr 2024/2025 kommentiert Torsten Neumann, Vorsitzender des VNL – Verband Niedersächsischer Lehrkräfte, wie folgt:

„Es bleibt dabei, die Unterrichtsversorgung an unseren Schulen ist weiterhin schlecht. Auch wenn die Unterrichtsversorgung aller Schulen nach Zahlen keine Veränderung erbracht hat, so ist diese Stabilisierung bei genauerem Hinsehen letztlich doch eine Verschlechterung im Vergleich zu den Zahlen des Vorjahres. Die Lage ist und bleibt sehr ernst, wie jedes (Halb)Jahr. Mit einer durchschnittlichen Versorgung von weiterhin 96,9 Prozent sind wir von einer ordentlichen Unterrichtsversorgung immer noch weit entfernt, insbesondere wenn man auf die deutlich schlechtere Unterrichtsversorgung von lediglich durchschnittlich 93,5 Prozent bei den nicht-gymnasialen Schulformen blickt. Dabei muss man wissen, dass selbst eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung im Schulalltag noch keine Vollversorgung bedeutet. Für diese bräuchte man eine Vertretungsreserve von 110 bis 120 Prozent, davon können wir jedoch nur träumen.

Unsere Befürchtungen, dass die Unterrichtsversorgung an den nicht-gymnasialen Schulformen im Sekundar-I-Bereich schlecht sein wird, sind leider wieder einmal bestätigt worden. Mit einer durchschnittlichen Versorgung von 93,5 Prozent ist die Unterrichtsversorgung an vielen dieser Schulen katastrophal. Gerade diese Schulen tragen neben den Grundschulen die größte Last, so zum Beispiel bei der Umsetzung der Inklusion und der Beschulung der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Hier muss dringend nachgesteuert werden, denn es geht schlichtweg um die Bildungschancen einer ganzen Generation.

Obgleich zum Halbjahr erfreulicherweise wiederum eine große Anzahl von Stellen für neue Lehrkräfte ausgeschrieben worden ist, konnten bis jetzt lediglich knapp 74 Prozent davon besetzt werden. Es gibt nach unseren Informationen auch Kreise, wo die Besetzungsquote noch niedriger liegt. Gerade im nicht gymnasialen Bereich der Sekundarstufe I wird die Unterrichtsversorgung weiterhin sehr angespannt bleiben – leider wie seit vielen Jahren.

Die übergroße Belastung aller an Schule Beschäftigten bleibt auch 2025 durch den eklatanten Lehrkräftemangel weiterhin bestehen. Es fehlen wirkungsvolle Maßnahmen zur Entlastung der über Gebühr belasteten Lehrkräfte. Es mangelt an unseren Schulen immer noch neben pädagogischen Mitarbeitenden Unterstützungspersonal im Schulsozialdienst und beim schulpsychologischen Dienst. Vor allem warten viele Schulen weiterhin auf den Einsatz multiprofessioneller Teams. Diese Maßnahmen wären zweifelsohne eine Entlastung für die Lehrkräfte. Wo bleibt die Entlastung der Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben wie zum Beispiel Lehrmittelausleihe, Reisekosten und Budgetverwaltung durch Einstellung von angemessen bezahlter Verwaltungsassistentinnen und -assistenten?

Das unselige Abordnungskarrusell muss sich angesichts der desolaten Unterrichtsversorgung auch wieder drehen, sehr zu Lasten der Lehrkräfte und sowohl der abgebenden als auch der aufnehmenden Schulen. Unproduktive Unruhe ist vorprogrammiert, die Belastung der betroffenen Lehrkräfte steigt dadurch einmal mehr.

Wir warnen davor, dass die Freiräume und Eigenverantwortung der Schulen dazu führen, die Verantwortung für die Unterrichtsversorgung auf die Schulen abzuwälzen. Das könnte durch die geplante Veränderung der Verfahrensweise bei der Klassenbildung und Zuweisung der Lehrkräftestunden passieren. Hier muss das Kultusministerium in der Pflicht bleiben.

Die Lage ist und wird sehr angespannt und belastend bleiben. Es bedarf weiterhin heftiger Anstrengungen.“

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