VNL-Statement zu coronabedingten Lernrückständen

VNL-Statement zu coronabedingten Lernrückständen

Zum Erlass „Regelungen zur Organisation der Schuljahrgänge 1 bis 10 der allgemein bildenden Schulen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“ erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR:

„Die gestern [03.03.2021] in Erlassform vorgestellten Regelungen zur Unterrichtsorganisation bringen den Schulen zwar etwas mehr Rechtssicherheit, aber auch mehr Belastungen. Zweifelsohne haben sich während des Distanz- bzw. Wechselunterrichts die Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler verstärkt. Die jetzt per Erlass ermöglichte Flexibilisierung der Stundentafeln ist im Prinzip gut, aber sie gleicht einem ungedeckten Scheck: Alle die im Schuljahr 2020/2021 durch Flexibilisierung verminderten Lernzeiten der Schülerinnen und Schüler müssen in den betroffenen Fächern in den kommenden zwei Schuljahren ausgeglichen werden, damit die Anerkennung der niedersächsischen Abschlüsse durch die anderen Bundesländer gesichert bleibt. Ob und wie dieses Nachholen überhaupt möglich sein wird, ist mehr als fraglich, insbesondere wenn man an die schlechte Unterrichtsversorgung an vielen Schulen auch in den nächsten Jahren denkt. Das wird zurzeit ausgeblendet. Über den Ausgleich von durch Corona bedingten Lernrückständen muss sich intensiver auseinandergesetzt werden, einfach das Problem auf die nächsten beiden Schuljahre zu verlagern, reicht nicht.

Grundsätzlich ist eine verlässliche Struktur im Tages- und Wochenrhythmus für Schülerinnen, Schüler und deren Eltern richtig und wichtig. Die empfohlene morgendliche Ritualisierung wird nicht immer in allen Familien realisierbar sein. Sobald mehrere Geschwisterkinder zeitgleich in eine Videokonferenz eintreten müssen, stößt das in manchen Familien an technische Grenzen. Noch immer nicht verfügt jedes Kind über ein eigenes digitales Endgerät. Diese Grenzen werden den Schulen ebenso aufgezeigt werden, da die Digitalisierung nicht überall so weit ist, diverse Videokonferenzen problemlos parallel stattfinden zu lassen. Die Untätigkeit der letzten Jahre fällt dem Land – und damit leider auch den Schulen – in dieser Zeit brutal auf die Füße.

Für uns ist äußerst bedenklich, dass die Regelungen teilweise zu weiteren Belastungen der Lehrkräfte führen werden, was weder sinnvoll noch hinnehmbar ist. Die Lehrkräfte sind schon mehr als genug belastet.“

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