Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zum Start des neuen Schuljahres:
- Neues Schuljahr beginnt so, wie das alte geendet hat:
Großer Lehrkräftemangel, zu wenig Unterstützungspersonal,
überlastete Lehrkräfte… - Unterrichtsausfall und seine Folgen dürfen kein Normalzustand werden
- Kein Stillstand bei der Digitalisierung der Schulen
Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte – VNL sieht erneut mit großer Sorge auf den Start des neuen Schuljahres 2023/2024. Dieses wird an sehr vielen Schulen in Niedersachsen so beginnen, wie das alte Schuljahr geendet hat, nämlich mit einem eklatanten Mangel an Lehrkräften und Unterstützungspersonal und in der Folge stark überlasteten Lehrkräften. „Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat es nicht geschafft, zum neuen Schuljahr alle ausgeschriebenen Lehrkräftestellen zu besetzen. Die daraus resultierende schlechte Unterrichtsversorgung wird für alle an Schulen Beteiligten zu einer nicht hinnehmbaren Belastung und Benachteiligung führen. Leider ist das an vielen unserer Schulen bereits schon seit Jahren Realität, Tendenz zunehmend. Es bleibt weiterhin nur die kreative Mangelverwaltung, ein sehr belastender Zustand für alle“, kritisiert Torsten Neumann, VNL-Landesvorsitzender.
Es konnten bislang nur gut 80 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. Selbst die vermehrte Einstellung von Quereinsteigern konnte die Einstellungsquote nicht spürbar anheben. Insbesondere die nicht-gymnasialen Schulformen sowie die ländlichen Regionen verzeichnen Einstellungsquoten, die erheblich unter diesem Durchschnitt liegen. „Die Folgen werden verheerend für die weitere schulische Laufbahn aller Schülerinnen und Schüler sein“, warnt Neumann eindringlich.
Der VNL warnt vor weiteren Unruhen durch den Lehrkräftemangel an den Schulen. Das seit Jahren praktizierte Abordnungskarussell wird die Schulen und die Lehrkräfte über Gebühr belasten und kann oftmals lediglich nur ein Notbehelf für die Schulen sein.
Grundsätzlich begrüßt der VNL die Einführung des Faches Informatik an Niedersachsens Schulen. Das ist ein notwendiger Schritt, auch mit Blick auf die Berufsvorbereitung. Für so manche Schule wird jedoch die verpflichtende Einführung zu einer Herausforderung werden, da nicht genügend ausgebildete Fachkräfte für dieses neue Pflichtfach zur Verfügung stehen und die angebotenen Lehrkräftefortbildungen häufig überzeichnet sind. Die Einführung des neuen Pflichtfaches wird wegen des erheblichen Lehrkräftemangels an vielen Schulen dazu führen, dass gut funktionierende Informatik-Arbeitsgemeinschaften nicht mehr für alle Klassenstufen angeboten werden können.
Erschwerend wird sich für viele Schulen die vom Bund zu verantwortende Verzögerung bei der Umsetzung des DigitalPaktes 2.0 auswirken. Hier lässt der Bund die Länder im Regen stehen. „Unsere Kultusministerin muss trotz widriger Begleitumstände die Digitalisierung unserer Schulen weiter vorantreiben Wir können jetzt trotz großer Personalsorgen keinen Stillstand bei der Digitalisierung gebrauchen, weder für unsere Schülerinnen und Schüler noch für unsere Lehrkräfte“, so Neumann.
Neumann abschließend: „Der Ausfall vieler Unterrichtsstunden an unseren Schulen ist leider schon zu einem Normalzustand geworden. Das darf nicht sein! Unsere Schülerinnen und Schüler dürfen nicht die Leidtragenden einer verfehlten Politik sein. Sie sind unsere Zukunft. Als rohstoffarmes Land können wir nicht auf eine gute, umfassende Bildung verzichten und die gibt es nur mit einer guten Unterrichtsversorgung.“
Hannover, den 14. August 2023