Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zum Beschluss, Schulen mehr Freiräume zu ermöglichen
Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zum Beschluss, Schulen mehr Freiräume zu ermöglichen
Zum heutigen Landtagsbeschluss „Entwicklungsmöglichkeiten durch mehr Freiräume - Schulen zukunftsfähig aufstellen, Beteiligte entlasten“ erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL:
„Bereits 2007 sind unter dem damaligen Kultusminister Bernd Busemann alle Schulen in Niedersachsen eigenverantwortlich geworden, damals nicht unumstritten, aber mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. 17 Jahre später sollen alle Schulen mit dem heutigen Landtagsbeschluss mehr Freiräume für ihre Entwicklung erhalten.
Grundsätzlich sind mehr Freiräume für unsere Schulen eine hilfreiche Maßnahme, sich zukunftsfähig entwickeln zu können. Wichtig ist allerdings dabei, alle in Schule Beschäftigten bei einer positiven Entwicklung von Schule und Unterricht zu unterstützen, ohne ihnen zusätzliche Aufgaben aufzubürden. Die Belastung aller in unseren Schulen Beschäftigten ist bekanntermaßen jetzt schon viel zu hoch. Es fehlen Lehrkräfte und Unterstützungspersonal, der bürokratische Aufwand ist immer noch sehr hoch. Zu wirklich spürbaren Entlastungen ist es noch immer nicht gekommen. Wird hier mit dem Engagement der Beteiligten vor Ort spekuliert?
Die Debatte im Landtag hat aber auch gezeigt, dass die Inhalte der Freiräume unterschiedlich gesehen werden. Eine echte, ideologiefreie Offenheit bei der Auswahl und Umsetzung der Freiräume ist unabdingbar. Schulen wissen am besten, wo der Schuh drückt.
Auf keinem Fall dürfen die Freiräume dazu missbraucht werden, den eklatanten Lehrkräftemangel zu verschleiern. Das kann insbesondere beim jahrgangs- und fächerübergreifenden Lernen der Fall sein. Es ist durchaus richtig, über alternative Prüfungs- und Abschlussformate nachzudenken. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Vergleichbarkeit der Abschlüsse stets gewährleistet bleibt – sowohl landes- wie bundesweit.
Schulen mehr zu ermöglichen statt zu verordnen, ist lobens- und erstrebenswert. Umso wichtiger ist es jedoch, dass alle Beteiligten mitgenommen und nicht ständig mit neuen Aufgaben belastet werden. Das jetzige Portfolio an Beratungs- und Unterstützungsleistungen für die Schulen reicht bei weitem noch nicht aus.“