Erste Einschätzungen zum Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen
In einer ersten Stellungnahme zum heute [01.11.2022] vorgestellten Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL:
„Der heute von Stephan Weil und Julia Willie Hamburg vorgestellte Koalitionsvertrag zeigt, dass sich beide Parteien in der Bildungs- und Schulpolitik viel vorgenommen haben. Wir sehen in diesem Vertrag Licht, aber auch Schatten.
Wir begrüßen grundsätzlich alle Anstrengungen, den eklatanten Lehrkräftemangel an unseren Schulen, insbesondere an den nicht-gymnasialen Schulformen, in den Griff zu bekommen. Ein Lichtblick ist dabei der Beschluss, endlich die Besoldung von Grund-, Haupt- und Realschullehrkräften anzuheben und A13/E13 für alle Lehrkräfte als Einstiegsgehalt einführen zu wollen. Damit wird eine unserer langjährigen Forderungen endlich erfüllt und der Lehrkräfteberuf attraktiver gemacht. Jetzt bedarf es jedoch genauerer Ausführungen, wie dieser Plan zeitnah sowohl für neueinzustellende als auch für alle bereits im Dienst stehenden Lehrkräfte umgesetzt wird.
Wir erwarten, dass auch unter Rot-Grün die Vielfalt unserer Schullandschaft erhalten bleiben wird und alle Schulformen gleich behandelt bzw. gefördert werden. In diesem Zusammenhang sehen wir die Neustrukturierung der Lehrkräfteausbildung vom bisherigen Lehramtsstudium für bestimmte Schulformen zum „Stufenlehramt“ hin noch sehr kritisch.
Wir vermissen konkretere Entlastungen für die seit langem stark belasteten Lehrkräfte. Da helfen auch keine erweiterten Freiräume. Zu begrüßen ist die Absicht, mehr multiprofessionelle Teams und Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter an den Schulen einzustellen. Diese Maßnahmen müssen jedoch auch wirklich umgesetzt werden, viel zu lange haben wir solche Ankündigungen schon gehört, zur Umsetzung kam es aber nie in dem notwendigen Umfang.
Wir werden die Arbeit der zukünftigen Landesregierung und der designierten Kultusministerin Julia Willie Hamburg kritisch, aber auch konstruktiv begleiten und auf Fehlentwicklungen weiterhin deutlich hinweisen. Hauptsache ist, es wird – wie so oft – nicht nur bei bloßen Ankündigungen bleiben. Deren Umsetzung wird besonders wichtig werden, denn neue Unruhe können wir an unseren arg strapazierten und überbelasteten Schulen nicht mehr gebrauchen.“